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Usbekisches Berg-Wochenende



Nach all dem Stress haben wir uns zum Jahresende ein Wochenende in den Bergen verdient. Wir mieten uns in einem schönen Hotel ein und fahren am Samstag Morgen los. Hier oben auf 1500 Metern Höhe liegt etwa 40 cm Schnee und die Anfahrt zum Hotel ist so glatt, dass wir den letzten Kilometer mit unseren Koffern zu Fuß gehen müssen. Das Haus hat letztes Jahr im Sommer eröffnet, ist aber trotz Hochsaison fast leer. Wir ziehen uns warm an und machen uns auf zu einer Wanderung. Auf unserer Outdoor-App Koomot sind einige kleine Wanderwege eingezeichnet. Da hier aber niemand wandert, sehen wir uns einer schönen, verschneiten Landschaft gegenüber, die keine Wege erkennen lässt. So gehen wir einfach Querfeld ein, springen über Bäche, klettern über Zäune und wandern über verschneite Obstwiesen. Nach drei Stunden kommen wir durchgefroren und mit nassen Füßen zurück und wärmen uns in der Sauna wieder auf. Der Speisesaal ist am Abend dann doch gut gefüllt. Wir sind die einzigen Europäer. Das Publikum bietet einen Querschnitt durch die upper Class der usbekischen Bevölkerung, ausserdem einige russische Familien. Es gibt viele Familien mit kleinen Kindern. Oft sitzen verschleierte und unverschleierte Frauen gemeinsam an einem Tisch. Eine Frau trägt einen Tschador mit Gesichtsmaske, was wir bisher sehr selten im Land gesehen haben. An einer reich gedeckten Tafel sitzen zwei beleibte Geschäftsmänner mit dicken Uhren und diskutieren eifrig, ihre Frauen haben sie auf dem Zimmer gelassen. Begleitet wird alles mit - wie immer - zu lauter Musik von einem DJ.

Am nächsten Tag fahren wir in ein Seitental nahe der alten Lift-Station. Hier findet der hiesige Wintersport statt. Der Lift fährt seine Gäste auf den 2000 Meter hohen Berg und anschließend wieder runter. Einige steigen gar nicht erst aus, die meisten genießen die Aussicht und machen die üblichen Photos. Die Skipiste nutzen lediglich 5 Snowboarder, die den Hang eher runterrutschen als fahren. Der einzige Weg führt in das nahe Tal entlang eines kleinen Baches. Er ist von Quads ausgefahren, die hier begeistert genutzt werden. Zwischen diesen suchen etwa 40 Reiter nach Kundschaft. Sie stieben galoppierend durch den tiefen Schnee und gehen dabei so ruppig mit Ihren Pferden um, dass es Bea ganz schlecht wird. Ein Tier zu sein ist ein zweifelhaftes Vergnügen in diesem Land.

Zum Erstaunen aller Usbeken steigen wir die Skipiste bis zur Bergstation auf und genießen die Aussicht, zum ersten mal bei Sonnenschein. Hinter uns ragt das beeindruckende Massiv des großen Chimgan mit 3309 Metern Höhe aus dem Nebel auf. Die Flanken sind steil und der Gipfel ist wohl nur über den sehr langen Grad zu erklimmen. Für das nächste Jahr steht er aber weit vorne auf unserer To-do Liste. Wir reden noch ein wenig mit einem netten jungen Paar, das uns interessiert anspricht und ein paar Sätze auf englisch mit uns reden möchte. Runter geht es dann mit dem Sessel-Lift. Dieser ist etwa 40 Jahre alt und fordert uns gewaltig. Auf unseren kleinen Holz-Sitzen 20 Meter über dem Boden und an rostigen, dünnen Pfeilern vorbeischwebend fühlen wir uns doch reichlich unwohl. Der Gedanke, was passiert, wenn der Lift hier stehen bleibt, beschäftigt uns zunächst. Die Antwort auf diese Frage ist wohl „Nichts“ und wir wechseln schnell das Thema.

Glücklich und erfüllt treten wir die Heimreise nach Tashkent an und fühlen uns für die letzte Woche vor unseren Weihnachtsferien gestärkt.



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